KLOSTERPOST JANUAR BIS DEZEMBER 2022 JAHRESBERICHT 11 GENERALSANIERUNG Sebastian Macho (links) und Martin Blach am Durchbruch zum Kreuzgang im Winter 2022 Geheime Türen öffnen sich Wichtige Etappen sind geschafft: Die Klosteranlage entwickelt sich vom Besichtigungs- zum Erlebnisort Mit einem „Rumms!“ fiel im Ja- Basilika und Orangerie erstrahlen in neuem Glanz ches wurden entfernt und die be- troffenen Balken ausgetauscht. Unter Einbeziehung energetischer Aspekte wurde danach die Bau- konstruktion saniert, auch hier Veranstaltungstechnik sowie in- novative Beleuchtung installiert. Dazu wurde der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht. Das Gebäude, das 1755 er- richtet wurde und in der Ver- gangenheit als Gewächshaus, Winterlager für kostbare Zitrus- pflanzen, Warteraum für Gäste und Party-Location diente, ist nun ganzjährig als barriere- armer Ausstellungs- und Ver- anstaltungsraum nutzbar. kommt „In Abstimmung mit der die Denkmalpflege Wärme für die Orangerie zur ganzjährigen Nutzung nun aus dem Pfortenhaus. Die Umsetzung dieses Projektes ist ein weiteres Paradebeispiel für die enge und lösungsorientierte Abstimmung mit der Denkmalpflege“, so Macho. Bei allen Maßnahmen stehen die Themen Nachhaltigkeit, scho- nender Umgang mit Ressourcen und das Energiemanagement im Fokus der Bemühungen. Macho: „Wir sind die einzige his- torische Anlage, deren Energie- management nach ISO 50001, einem internationalen Standard, zertifiziert ist. Hier schaffen wir ohne Veränderung der Bau- substanz eine effiziente Reduzie- rung des Wärmeverbrauchs und der CO2-Emissionen und set- zen ein Zeichen im Geist unserer Gründungsväter: Bei uns trifft das Mittelalter die Moderne!“ Eberbach. „Jedes einzelne Projekt wird bei uns bis ins Detail kalkuliert, geplant und schließlich Stück für Stück begleitet. Wenn es dann, wie im vorliegenden Fall, derart zeitstraff ge- lingt, ist dies auch ein Beweis für die Qualität und ein Lob für das gesam- te Team, von den Projektsteuernden über Architektinnen und Architekten, Restauratorinnen und Restauratoren bis zur ausführenden Firma.“ darf und Nutzungsmöglichkeit. Auch die Orangerie wurde in nur zwei Jahren Bauzeit einer Komplett- sanierung unterzogen, nachdem Schädlinge große Teile des Dachs befallen, der Hausschwamm so- wohl Gebälk als auch Mauerwerk geschädigt hatte und die Struktur so zerstört war, dass Sicherheit und Stabilität des Gebäudes gefährdet waren. Die schadhaften Teile des Da- Bei einem Update in Sachen Generalsanierung konnte die Stiftung Ende des Jahres die Fertigstellung nahezu sämtlicher Baumaßnahmen in der Basilika und der Orangerie be- kannt geben. „Die Fertigstellung der Maß- nahmen bedeutet für uns das Er- reichen eines weiteren Meilensteins auf dem weiten Weg der General- sanierung“, so Timo Georgi, Vor- standsmitglied der Stiftung Kloster Eine Schönheit! Die Basilika Knapp ein Jahr früher als vor- gesehen konnten die umfangreichen Arbeiten in der fast 900 Jahre alten Klosterkirche nach vier Jahren Bau- zeit fertiggestellt werden. Restauriert wurden u.a. Wände und Gewölbe- flächen, Teile der Fensterfronten sowie unter archäologischer Aufsicht der Boden der fast 2.500 Quadrat- meter großen, dreischiffigen, im ro- manischen Stil errichteten Pfeiler- basilika. Fliese für Fliese wurde aufgenommen, gesäubert und an Ort und Stelle zurückgebracht. „Unsere Absicht war es, die not- wendige Veranstaltungs- technik, die nicht sichtbar ist, zu installieren und so unserem Anspruch ‚Uralt trifft hoch- modern‘ gerecht zu werden. Dies ist umfassend gelungen“, erklärt dazu Sebastina Macho. Es entstand ein unterirdisches Kabelkanal-System, das zukünftig unauffällig Ver- sorgungs-Leitungen für Gerä- te und Leitungen unterbringen kann, wie sie etwa bei Konzer- ten oder Tagungen gebraucht werden. Eine digital und zentral steuerbare LED-Beleuchtung illuminiert das monumentale Gebäude: Direkt oder indirekt, ganz nach Wunscheffekt, Be- nuar 2022 der Startschuss für den letzten großen Bauabschnitt der Generalsanierung von Klos- ter Eberbach. Der Durchbruch aus der ehemaligen Fraternei, dem Brüdersaal und Arbeitsraum der Mönche, in den Kreuzgang stand exemplarisch für eine der Türen, die zukünftig im Ostflügel des fast 900-jährigen europäischen Kulturdenkmals im Rheingau für Besucherinnen und Besucher ge- öffnet werden sollen, um dahinter verborgene Schätze zu zeigen. „Es gehört zu unserem Auftrag als gemeinnützige Stiftung, hier vor Ort Geschichte erlebbar zu machen“, so Martin Blach, bis Mai 2022 Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach. „Daher unternehmen wir alle nur mög- lichen Anstrengungen, um weitere Teile der Anlage und der Bauten im Rahmen des vom Land Hessen großzügig geförderten Projektes der Generalsanierung so herzu- richten, dass der Zugang zu die- sen wertvollen, historischen Stät- ten ermöglicht wird.“ „Kellertuch“, Als eine der ersten Maß- nahmen wurden 2022 die Wände des Cabinetkellers vom so ge- nannten einem Schimmelpilzbefall, sowie von weiteren Putzschichten befreit, um das einstige Mauerwerk sichtbar zu machen. „Die bisherige Raum- aufteilung soll angepasst, um eine Weinbar sowie einen Wein- automaten ergänzt und zukünftig für alle Gäste nutzbar gemacht werden“, erklärt Sebastian Macho, der als Leiter des Facility Manage- ments bei der Stiftung für die Generalsanierung zuständig ist. Eine nächste Tür soll sich im Auf- gang ins obere Geschoss des Ge- bäudetraktes öffnen - und damit den Blick auf ein bisher verborgenes Kleinod freigeben. „Hier befand sich der erste Schlafsaal der Mönche, be- vor das riesige Mönchsdormitorium im Geschoss darüber errichtet wurde“, so Macho. „Dies ist somit einer der ältesten Räume des Klos- ters überhaupt!“ Ebenfalls in der Kammer ver- steckt: Eine ehemalige Gefängnis- zelle aus der späteren Nutzung des Klosters als Haftanstalt. Eine weitere Attraktion wartet schließ- lich im Obergeschoss: Die „geheime Tür“, vielen be- kannt aus dem Film „Der Name der Rose“. Anders als im Film verbirgt sich hinter dem hölzernen Zu- gang Bibliothek, sondern eine Stiege zu Dachstuhl und Uhrwerk. Sebastian Macho: keine „Der vorhandene Aufgang soll für Be- sucherinnen und Be- sucher so ausgebaut werden, dass er gut und sicher in Rundgänge ein- bezogen werden kann und erstmalig in die beein- ein Blick druckende Dachkonstruktion mög- lich ist.“ damit Neben den erweiterten Zugangs- möglichkeiten werden im Rahmen der Sanierung außerdem u.a. das Mönchsdormitorium und der Cabi- netkeller mit neuem Beleuchtungs- konzept und erweiterten Strom- kapazitäten ausgestattet, um für zukünftige Veranstaltungsformate gut aufgestellt zu sein.