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Abt Martin Rifflinck

Abt Martin Rifflinck
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Eingesprochen von Julius Wagner, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach

Trotz der Kürze seiner Amtszeit hat Rifflinck sich vielfältige Verdienste um Eberbach erworben. So ließ er beispielsweise die Bestände der Klosterbibliothek katalogisieren und ein umfangreiches Verzeichnis des Reliquienschatzes erstellen. In Kirche, Kapitelsaal und Kreuzgang nahm er umfangreiche Renovierungen vor. Außerdem wurde in seiner Amtszeit das berühmte „Große Fass“ von Eberbach mit einem Volumen von mehr als 70 Fudern (entspricht heute 70.000 Litern) zum ersten Mal mit Wein befüllt. Ein Geschäftstagebuch gibt detailliert Auskunft darüber, wie gewissenhaft er seine Abtspflichten erfüllte: Seine geistliche Aufsicht über die ihm unterstellten Nonnenklöster wird ebenso dokumentiert wie die alljährliche Organisation von Getreideernte und Weinlese. Nicht von ungefähr gilt er als „Abt an der Zeitenwende“. Persönlich war er noch ganz von spätmittelalterlicher Frömmigkeit geprägt, doch in seinen Aufzeichnungen sind die Vorboten einer neuen Epoche bereits deutlich vernehmbar. Bei allem Interesse an Kunst und Literatur verlor er nie die wirtschaftliche und finanzielle Situation seines Klosters aus dem Blick. Er starb am 4. Oktober 1506. Die sparsame Zweitverwendung seiner Grabplatte hätte gewiss den Beifall des so sehr um die Finanzen des Klosters besorgten Abtes gefunden.

Doppelgrabplatte Allendorf-Rifflinck

Die vorliegende Grabplatte gab erst jüngst ein Geheimnis preis, das sie jahrhundertelang, flach im Boden liegend, gehütet hatte. Im November 2000 wurde die im Boden der Klosterkirche liegende Grabplatte der Eheleute Kraft von Allendorf und Elisabeth Wolf von Sponheim gehoben. Was dabei zum Vorschein kam, war zunächst kaum zu glauben. Man fand auf der Rückseite der Platte eine weitere figürliche Darstellung, einen Abt. Eine genaue Untersuchung ergab, dass es sich um die verloren geglaubte Grabplatte des Eberbacher Abtes Martin Rifflinck handelte.

Es liegt die Vermutung nahe, dass die Auftraggeber der Grabplatte aus irgendwelchen Gründen mit der Arbeit des Steinmetzes nicht zufrieden waren und diese erste Fassung ablehnten. Sie veranlassten die Anfertigung einer neuen. Der Stein mit der alten Fassung wurde Kloster Eberbach übereignet und von den Mönchen für die Grabplatte des 1506 verstorbenen Abtes Martin Rifflinck wiederverwendet. Die letztlich verwendete Grabplatte für Kraft von Allendorf und Elisabeth Wolf von Sponheim hat sich nicht erhalten, weshalb der Fehlversuch für ihre Grabplatte gehalten wurde.

Ab 1936/37 lag die Doppelgrabplatte Allendorf-Rifflinck im Boden der südlichsten Querhauskapelle nahe der Wand. Weshalb man sich dazu entschieden hatte die Seite mit Allendorf und seiner Ehefrau oben zu platzieren und damit zu zeigen, ist nicht bekannt. Bei dieser Umlegung verschwand die Seite mit der Platte Rifflincks in der Erde und galt fortan als verloren.

Quelle: DIO Deutsche Inschriften Online (43, Nr. 339), Akademie der Wissenschaften Mainz

Bild Grabmal: Michael Leukel

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