Nationalsozialismus – Kloster Eberbach

Kloster Eberbach hat die Auseinandersetzung mit einem besonderen Teil seiner Geschichte gesucht. Als eine der ersten Institutionen im Rheingau hat es die eigene Rolle zur Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Das Forschungsprojekt wurde durch den Historiker Sebastian Koch durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden publiziert und der Öffentlichkeit präsentiert. Nach der Rolle von „Kloster Eberbach im Nationalsozialismus“ fragt auch das gleichnamige Buch, das die Ergebnisse des mehrjährigen Forschungsprojekts zusammenfasst und 2019 erschienen ist. Es beleuchtet unter anderem die Arisierung des Weinhandels, den Einsatz von Kriegsgefangenen in den Weinbergen, die Einlagerung von chemischen Produkten in den Klosteranlagen zu Kriegsende und die Aktivitäten des Widerstandes. Nicht jede Erkenntnis fügt sich dabei reibungslos in unser geläufiges Bild von der NS-Zeit.

Das Gästebuch von Kloster Eberbach aus den Jahren der NS-Zeit - auf dem Cover wurde das Hakenkreuz auf der Brust des Preußenadlers nachträglich übermalt. Das Dokument steht damit exemplarisch für den Umgang mit der NS-Zeit in Deutschland nach 1945. Es ist heute im Museum zu sehen.

Martin Blach, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach: "Um unser freiheitliches und demokratisches Leben zu verteidigen, müssen wir unsere Vergangenheit schonungslos aufarbeiten. Die Forschungslücke von Kloster Eberbach zur NS-Zeit zu schließen, ist mir daher auch ein persönliches Anliegen. Bereits die Zisterzienser förderten die europäische Integration - an welchem Ort ließe sich symbolträchtiger Verantwortung für ein friedliches Europa übernehmen? Freedom is not free."

Porträt Dr. Sebastian Koch
Dr. Sebastian Koch stammt aus Paderborn und lebt in Fulda. Studium der Geschichtswissenschaft, Romanistik und Pädagogik in Paderborn, Salamanca und Köln. Studien- und Forschungsaufenthalte in Buenos Aires, Dresden, Frankfurt und Berlin. Promotion zur Geschichte der chilenischen Flüchtlinge in der DDR.
Das Buch ist für 29,90€ an der Klosterkasse, in der Vinothek oder im Buchhandel erhältlich.

Bilder: Landesamt für Denkmalpflege