Reformbewegung um 1100
Die Zisterzienser sind im Jahr 1098 als Reformbewegung aus den Benediktinern, aus den Kluniazensern, hervorgegangen. Antrieb war die Absicht, die Regel des für das abendländische Mönchtum prägenden Hl. Benedikt in ihrer ursprünglichen Strenge zu erneuern. Dies war der Grundgedanke der Klostergründung von Robert de Molesme 1098 im burgundischen Cîteaux, dem Ort, der für den neuen Orden namensgebend wurde.
Hier sollte in eremitischer Abgeschiedenheit die Reinheit der benediktinischen Grundformel "ora et labora" als Ausdruck einer sinnfälligen Verbindung von Gebet und körperlicher Arbeit neu interpretiert und gelebt werden.
Heiliger Bernhard von Clairvaux
Zum prägenden Protagonisten des neu gegründeten Ordens und darüber hinaus zur führenden Gestalt seiner Zeit überhaupt wurde sehr rasch Bernhard von Clairvaux (1090/91-1153), der 1113 mit dreißig gleichgesinnten Freunden und Verwandten in Citeaux eintrat. Schon 1115 übernahm er das Amt des Abts im neu errichteten Kloster Clairvaux, von wo aus er entscheidend zum Aufschwung und zur Verbreitung des Zisterzienserordens beitrug. Durch ihn verwandelte sich das Reformkloster in ein außergewöhnliches Zentrum, das die religiöse und wirtschaftliche Entwicklung Europas entscheidend mitprägte. Er beeinflusste zugleich die geistlichen Streitfragen seiner Zeit und griff - wie etwa durch seine vielfach rezipierten Kreuzzugspredigten - in das politische Zeitgeschehen ein. 1136 kam er auf Wunsch des Mainzer Erzbischofs mit zwölf weiteren Mönchen aus Clairvaux in das Rheingauer Tal und gründete die Abtei Eberbach.
Schon zu Lebzeiten Bernhards zählte der Orden fast 350 Zisterzen, ein Jahrhundert später nahezu 650 Abteien. Für die Verbreitung maßgebend war das Prinzip der Filiation, also der Gründung von "Tochterabteien" bei Erreichen einer genügenden Kopfzahl in den "Mutterabteien". Allein auf Clairvaux gingen im Laufe der Zeit 355 Klöster zurück, wobei Himmerod in der Eifel und Eberbach im Rheingau die einzigen deutschen Filiationen von Clairvaux blieben.
Ansiedlung und Säkularisation
Bei der Wahl des Ansiedlungsplatzes für eine neue Abtei entschied man sich in der Regel für wasserreiche und abgeschiedene Täler. Dies hatte seinen Grund zum einen im eremitischen Ideal des Reformordens, zum anderen aber auch in dem praktischen Grund der Verfügbarkeit von ständigem Frischwasser für den Betrieb von Wasserversorgungsleitungen, Mühlen oder Fischteichen. Auch fand sich in der Nähe der so gewählten Plätze in der Regel ein ergiebiger Steinbruch, der das Baumaterial für die nahezu ausschließlich als Massivbauten zu errichtenden großen Baukörper liefern sollte.
Nach einer bedeutenden Ausdehnungsphase des Ordens im 12. Jahrhundert, sollte die Expansion schon im 13. Jahrhundert im Zuge der Ausbreitung der neu aufkommenden Bettelorden an ihre Grenzen stoßen. Auch kam es in späterer Zeit immer mehr zu einer Abweichung des monastischen Lebens von der anfänglichen rigiden Auffassung der Benediktinischen Regeln. So wurde auch das Kloster Eberbach im 17. Jahrhundert von der zeittypischen Barockisierung des Klosterlebens geprägt, was noch heute an einigen neuen Bauwerken und Umbauten erkennbar ist. Das Denken der Aufklärung bereitete den Boden für die Säkularisation vieler Zisterzienserklöster, die man als überlebt ansah. Dies führte zur Aufhebung und häufig zum Abriss und Verfall vieler Abteien, im Gefolge der französischen Revolution sowohl in deren Mutterland als auch - unter dem Einfluss Napoleons - in Deutschland. Seither sind in Deutschland nur noch Himmerod und Mariawald (Trappisten) in der Eifel sowie Marienstatt im Westerwald von Mönchen neu besiedelt worden, während die Zahl der Zisterzienserinnenklöster heute deutlich größer ist.