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Aktuelles, Historisches, Bemerkenswertes ...
Aktuelles, Historisches, Bemerkenswertes zu Kloster Eberbach und zur Zisterzienserforschung
Eberbach nach der Säkularisation
Der bekannte nassauische Baumeister Carl Florian Goetz hat für den Bau seiner Kunstruine, der Mosburg im Biebricher Schlosspark, in den Jahren 1806 bis 1812 viele Bauteile aus Eberbach verbaut und die Burg schließlich mit sechs Grabmälern der Katzenelnbogener Grafen aus der Eberbacher Kirche geschmückt; sie wurden erst 1936 zurückgebracht.
Alles übrige, wofür man keine Verwendung fand, wurde versteigert. Kirchliche Gerätschaften und Paramente gab die nassauische Verwaltung an kirchliche Interessenten kostenlos ab. So befinden sich viele Paramente, Messgeräte, Reliquien, Heiligenbilder, Statuen, Kruzifixe in benachbarten Kirchen im Rheingau, aber auch in anderen Kirchen in und außerhalb von Nassau.
Die Klosterbibliothek, die immerhin nach der Plünderung im 30jährigen Krieg wieder auf 8.000 Bände angewachsen war, wurde wie die anderen nassauischen Klosterbibliotheken in der Hoffnung auf eine künftige Landesbibliothek hin und her transportiert und ging bis auf einige wertvolle Handschriften und Bücher letztlich ein zweites Mal verloren.
Lediglich die Ablieferung des Klosterarchivs an das nassauische Zentralarchiv in Idstein, wo es im Schloss untergebracht wurde, erfolgte in geordneten Bahnen.
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Der Freundeskreis Kloster Eberbach stellt regelmäßig interessante und informative Beiträge verschiedener Wissenschaftler ein, die über Eberbach, neue Forschungsprojekte oder zisterziensische Themen sprechen.
Ihr Lieblingsort im Kloster Eberbach
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Dann geht es Ihnen wie uns, den Vorstandsmitgliedern des Freundeskreises Kloster Eberbach. Wir wollen Ihnen in loser Abfolge auf dieser Seite immer wieder solche Orte oder Objekte und die dazugehörige Person vorstellen, Ihnen so das Kloster nach Hause bringen und Sie ermutigen, bald wieder einen Besuch in Kloster Eberbach zu planen.
Eine Mitgliedschaft im Freundeskreis Kloster Eberbach kostet 25,- Euro im Jahr. Sie unterstützen damit ausdrücklich Publikationen, Veranstaltungen und Vorträge zur Erforschung der Geschichte des Klosters und profitieren von Studienreisen, besonderen Veranstaltungen und der Gemeinschaft von historisch Interessierten. Wir freuen uns auf Ihren Mitgliedsantrag.
Die Heilige Elisabeth in Eberbach
Nach dem Tod der ungarischen Prinzessin und thüringischen Landgräfin Elisabeth († 17. November 1231, Marburg an der Lahn) wurde ungewöhnlich zeitnah ein Heiligsprechungsverfahren für die als Sinnbild der tätigen Nächstenliebe geltenden Verstorbenen eingeleitet. Als Vorsteher der Kommission dieses Prozesses wurde der Eberbacher Abt Raimund (1228-1247) eingesetzt, der neben 43 anzuerkennenden Wundern selbst von einem schweren Beinleiden an ihrem Grab geheilt wurde.
Bald nach der Heiligsprechung 1235 wurde Elisabeth für den 19. November in den liturgischen Kalender des Zisterzienserordens aufgenommen. Ein gesicherter Nachweis für die Existenz eines Elisabethenaltars findet sich erst im 14. Jahrhundert in Verbindung mit dem Eintrag in einem Eberbacher Seelbuch um 1364. Hier ist zum 19. November vermerkt, dass das Jahresgedächtnis Wolframs und Emmerichs von Lewenstein an Elisabeths Altar zu begehen sei. Anlässlich der Totenmesse für die beiden Stifter sollten dort vier Kerzen aufgestellt werden. Mit der Klosteraufhebung 1803 wurde dieser Altar vernichtet. Heute erinnert jedoch ein spätgotischer Wandschrein im Nordseitenschiff (4. Joch von Westen) an die besondere Elisabethenverehrung in Eberbach und lässt auf den naheliegenden Standort des Altars schließen. Auf der Sohlbank findet sich der gotische Schriftzug: s(anc)ta elyzabeth la(n)tg(ravia) = heilige Landgräfin Elisabeth.
Vermutlich diente der ursprünglich mit einer Tür verschließbare Schrein zur Aufbewahrung von Sakralgefäßen oder als Tabernakel für Reliquien Elisabeths. Möglicherweise handelt es sich dabei um den Aufbewahrungsort des berühmten „Bußkleides“ der Heiligen, das heute in St. Martin, Oberwalluf, aufbewahrt wird.
Zwei Engelsfragmente im Lapidarium
Schon lange warteten die Steinlager im Klosterhof auf eine genaue Sichtung. Dabei handelte es sich zum größten Teil um architektonische Relikte aus der langen Klostergeschichte. Schließlich gelang dem langjährigen Vorsitzenden des Freundeskreises Kloster Eberbach, Dr. Wolfgang Riedel, die Rettung der unwiederbringlichen Fragmente und eine sichere Verwahrung und Ausstellung in dem 2014 eröffneten Lapidarium. (Lapidarium = latein. lapis Stein)
Die Fragmente zweier um 1400 entstandenen Engelsfiguren sind besonders erwähnenswert. Die aus Oppenheimer Kalkstein gefertigten und farbig gefassten Engel sind in einem größeren architektonischen Zusammenhang zu sehen. Sie waren wahrscheinlich in einen Bogenlauf eingepasst. Als Zwickelfiguren zwischen profiliierten Rundstäben und Rundkehlen eingefügt, waren sie Teil eines Pfortengewändes. Dies lässt die Vermutung zu, dass sie zur Ausstattung der in der Gotik umgebauten oder komplett erneuerten romanischen Chorschranke im Mittelschiff der Kirche mit zwei oder drei hohen und schmalen Durchgängen gehörten. Dafür spricht auch, dass die stehende Figur, von der nur noch Gewand und eine Hand erhalten ist nach innen gerichtet scheint. Der kniende Engel besitzt noch Teile des Kopfes und Haare und ist nach außen gewandt. Diese Chorschranke trennte den Laienbrüderkonvent strikt vom Mönchschor.
Geben diese beiden Figuren Aufschluss über das Dekorsystem der verschwundenen Chorschranke?
Margarete Prüch
Literatur:
Hahn, Hanno. Die frühe Kirchbaukunst der Zisterzienser. Untersuchungen zur Baugeschichte von Kloster Eberbach im Rheingau und ihren europäischen Analogien im 12. Jahrhundert. Berlin 1957.
Untermann, Matthias. Handbuch der mittelalterlichen Architektur. Darmstadt 2009, S. 62-64.
Abt Valentin Molitor (1600-1618)
Mit Abt Valentin bin ich schon seit vielen Jahrzehnten innig verbunden. Seine Grabplatte ist eine der besterhaltenen und schönsten Grabplatten, heute an der Nordwand der Kirche an 20. Stelle von der Kreuzgangstür aus gesehen.
Meiner Familie gehört die von ihm 1610 so großartig neu aufgebaute Mühle am Fuße des Mühlbergs in Kiedrich. Da er aus Rauenthal stammte, und ich mit meinem Mann 25 Jahre dort wohnte, konnten wir erreichen, dass eine Straße in dem kleinen Neubaugebiet seinen Namen trägt. 1563 geboren, wurde er mit 37 Jahren am 25. Juni 1600 zum 44. Abt gewählt. 1605 und 1609 war er im Generalkapitel in Cîteaux im Ausschuss für die Vorbereitung und Durchführung des Generalkapitels und brachte die Vicariatsgewalt (Stellvertreter des Generalabtes) für die Rheinischen Provinzen mit. Von seiner umfangreichen Korrespondenz sind noch drei Bände mit Briefkopien erhalten.
Er war ein glänzender Lateiner, Förderer von Wissenschaft und Kunst, hoch angesehen weit über Eberbach hinaus, aber auch ein ausgezeichneter Ökonom. Jedes Jahr schrieb er einen weinbezogenen Herbstbericht. Ende 1617 erkrankte der Abt schwer und starb, vom Konvent tief betrauert, mit 55 Jahren am 19. Januar 1618.
Irene Hirschmann
Literatur:
Staab, Josef: Valentinus Molitor aus Rauenthal. 44. Abt von Eberbach (1600-1618). In: Rheingau-Forum. Zeitschrift für Wein, Geschichte, Kultur 9, 2000, Heft 2, S. 12-19.
Monsees, Yvonne: Grabmäler in Kloster Eberbach – Ein Rundgang. Hrsg. vom Freundeskreis Kloster Eberbach, Eltville 2009, S. 40-42.
Eine beidseitig gestaltete Grabplatte
In der zweiten Südkapelle der Eberbacher Basilika von Westen befindet sich eine außergewöhnliche Grabplatte: sie ist von beiden Seiten gestaltet!
Ursprünglich war sie für das aus Erbach (Rheingau) stammende Ehepaar Kraft von Allendorf und Lisa Wolff von Sponheim vorgesehen. Sie wurde vermutlich aufgrund gravierender Fehler u.a. bei der Angabe des Sterbejahres verworfen und für den 1506 in Eberbach verstorbenen Abt Martin Rifflinck zweitverwendet.
Die Grabplatte dieses für das Kloster sehr bedeutenden Abtes galt lange Zeit als verschollen und wurde erst im Rahmen der Generalsanierung 2000 entdeckt.
Abt Martin Rifflinck lebte und wirkte einflussreich an der Zeitenwende um 1500 und beeinflusste die Eberbacher Geschichtsforschung nachhaltig durch seine außergewöhnliche Schreibtätigkeit, insbesondere durch sein akribisch geführtes Geschäftstagebuch. Während der Blütezeit des groß angelegten Eberbacher Weinhandels - dem wichtigsten Wirtschaftszweig des Klosters – ließ er zum Jubeljahr 1500 das Große Fass mit 71.000 l Wein füllen, sowie aus diesem Anlass zahlreiche Renovierungen und Verzierungen im Klausurbereich vornehmen. Abt Martin ließ auch den berühmten Eberbacher Bibliothekskatalog von 1502 herstellen.
Doris Moos
Literatur:
Yvonne Monsees: Verloren und wiedergefunden – zur Grabplatte des Abtes Martin Rifflinck. In: Riedel, Wolfgang (Hrsg.). Das Zisterzienserkloster Eberbach an der Zeitenwende. Abt Martin Rifflinck (1498-1506) zum 500. Todesjahr. – Mainz 2007 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 120), S. (432) 433-447.
Die Entdeckung der Abtsgräber in der Eberbacher Basilika
Im Rahmen der seit 1986 laufenden Eberbacher Generalsanierung und den dadurch freigelegten Grabkammern im Mittelschiff der Basilika gelang dem Freundeskreis Kloster Eberbach der exakte Nachweis des Bestattungsortes der vier Barockäbte, die in der Eberbacher Kirche - und nicht im Kapitelsaal - bestattet wurden.
Besonders hilfreich war ein Plan aus nachklösterlicher Zeit (ca. 1830), der den Einzug einer Trennwand quer durch die Klosterkirche darstellt. Das Fundament dieser Bruchsteinmauer wurde 1834 wenig pietätvoll quer über die vier Grabstätten der exakt in diesem Bereich bestatteten Barockäbte gezogen.
Jene vier Äbte - Abt Alberich Kraus (1667-1702), Michael Schnock (1702-1727), Adolf Dreimühlen (1727-1737) und Hermann Hungrichshausen (1737-1750) - hatten zu Lebzeiten entscheidend für die barocke Um- und Neugestaltung verschiedener Gebäude in und um Eberbach gesorgt und haben sich mit ihren Wappen verewigt.
Der vorletzte Abt Adolf II. Werner aus Salmünster starb 1795 und wurde ebenfalls in der Basilika bestattet. Zum Bestattungsort, der bislang unklar war, fand der Freundeskreis nun erstmals konkrete Hinweise in einer undatierten und unsignierten Eberbacher Äbtechronik. Damit ist die Lage des Grabes eindeutig gesichert. Eine Grabplatte existierte jedoch nie.
Der letzte Eberbacher Abt, Leonhard Müller (1795-1803), musste das Kloster mit der Säkularisation 1803 verlassen. Er starb 1818 in seinem Heimatort Rüdesheim und wurde in der dortigen Jakobuskirche bestattet.
Sogar bezüglich der Bestattungsreihenfolge in der Basilika konnten eindeutige Hinweise gefunden werden. Die Abfolge der Gräber begann in der Mitte der Klosterkirche mit Abt Alberich und setzte sich in Süd-Nord-Richtung fort. Eine Kennzeichnung im Fußboden der Eberbacher Basilika ist nun auf Initiative des Freundeskreises Kloster Eberbach auf Höhe des fünften Pfeilers von Osten in Form von fliesengroßen Messingplättchen zu finden und gibt damit Hinweis auf den genauen Bestattungsort dieser vier Äbte.
Doris Moos