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Vergoldetes Maßwerk und farbenprächtige Verzierungen

Untersuchungen an mittelalterlichen Grabplatten fördern Erstaunliches zutage

Es ist eines der wegweisenden Projekte in Kloster Eberbach: Mit technisch anspruchsvollen 3D-Projektionen sollen über 600 Jahre alte Grabplatten in der Basilika wieder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit zum Leben erweckt werden. Doch damit nicht genug! Jetzt erbrachte eine Untersuchung spannende Erkenntnisse über ihre historische Farbgebung und Gestaltung.

Stück für Stück leuchtet Diplom-Restaurator Matthias Steyer die Oberfläche des Tumbendeckels des Grafen Johann von Katzenelnbogen aus dem Jahr 1357 ab. Immer wieder inspiziert er einzelne Stellen, ausgestattet mit einer Mikroskop-Brille unter Scheinwerferlicht. „Schon auf den ersten Blick sehe ich Reste von Gold auf dem fein gearbeiteten Maßwerk über dem Bildnis des Verstorbenen. Ich kann Farbspuren und Colorierungsreste deutlich erkennen.“

Die Grabplatte verschloss einst den Sarkophag des mächtigen Adligen, der neben weiteren Mitgliedern seiner Familie in Kloster Eberbach bestattet wurde. Von Farben ist heute nichts mehr zu sehen. Die außergewöhnliche Steinmetzarbeit präsentiert sich aufgestellt in der Kirche des einstigen Zisterzienserklosters in schlichtem Sandstein. Matthias Steyer: „Für das bloße Auge nicht erkennbar, war das Bildnis des Grafen vollständig bemalt und vermittelte einen lebensechten Eindruck. Die mittelalterlichen Pigmentreste sind alle noch vorhanden.“

Gemeinsam mit der renommierten Berliner Digital-Agentur „prktr“ arbeitet die Stiftung Kloster Eberbach derzeit an der Umsetzung eines eindrucksvollen Formats, das zum Jahreswechsel der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Es bringt Besucherinnen und Besuchern die Geschichte des Klosters und des mittelrheinischen Adelsgeschlechts nahe, lässt sie eintauchen in Lebensläufe, Zeitgeschehen, Kriege und die Kultur des Mittelalters.

„Das wird atemberauend“, sagt Stiftungsvorstand Julius Wagner, der die Idee zu diesem Projekt hatte und es seitdem persönlich vorantreibt.

„Neben der Erkenntnis, wie die Grabplatten einst wirklich aussahen, können wir so vor allem die spannende und prägende Geschichte von Kloster und Reichsgrafen darstellen.“ Er betont die Wichtigkeit der Mitbeteiligung. „Sie erfolgt auch durch die Unterstützung der Finanzierung dieses Meilensteins unserer musealen Gestaltung. Wir sind allen Fördernden zu großem Dank verpflichtet und freuen uns über jeden, der Teil unserer Klosterfamilie werden möchte.“

Zwei Tage dauerten die intensiven Untersuchungen in situ des Restaurators, die nun abgeschlossen sind und ausgewertet werden. Sie bilden die Grundlage für die späteren dreidimensionalen Projektionen. Parallel sichten Mitarbeitende der Stiftung Kloster Eberbach weitere mittelalterliche Bilddarstellungen der Zollburgen entlang des Rheins, die den Grafen unterstanden, des Eberbacher Handelshofes in Köln sowie der Weinschiffe der frühen Mönche und studieren Originalurkunden im Hessischen Hauptstaatsarchiv.

Diese erzählen beispielsweise, wie Graf Diether, der Vorfahr von Graf Johann, mit dem Stauferkaiser Friedrich II. zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbricht und zur Rettung seiner Seele Kloster Eberbach für alle Zeit Zollfreiheit gewährt; der Beginn einer langen und erfolgreichen Verbindung.

Julius Wagner: „Es geht uns um weit mehr als ein ‚Aha-Erlebnis‘. Die Dimensionen des kulturgeschichtlichen Erbes in Kloster Eberbach sind von europäischem Rang. Es gilt, sie angemessen und zeitgemäß zu inszenieren und erfahrbar zu machen.“

Mehr Informationen und Spendenmöglichkeiten finden Sie hier.

Pressemitteilung

Restaurator Matthias Steyer bei der Tumbendeckeluntersuchung in der Basilika

Diether von Katzenelnbogen gewährt Kloster Eberbach Zollfreiheit (1219)

07.08.2024 ⋅ Pressemeldung